„Blessings“ von Laura Story

Seit ich dieses Lied kenne, kommen mir jedes Mal die Tränen, wenn ich es höre. Ich finde, es liegt ein unbeschreiblicher Trost darin, dass Gott aus allem Leid Segen entstehen lässt.

 

Diesen Text hat meine Freundin Amy zu dem Lied geschrieben:

Oft finden wir uns in unserem Leben in schwierigen Situationen wieder, die wir nicht verstehen oder erklären können.  Dann bitten wir Gott, unsere Wünsche zu erfüllen: eine gute Note, ein Studienplatz, einen Freund.  Wir beten auch für unsere tiefsten Sehnsüchte: Anerkennung, die Überwindung unserer Schwächen, eine positive Veränderung an unserem Körper, einen Ehemann, einen Sohn oder eine Tochter, Heilung von einer schweren Krankheit, eine bestimmte Arbeitsstelle usw.

Manche Gebete werden beantwortet. Alles ist so, wie wir es uns gewünscht haben.  Aber manchmal beten wir immer wieder für ein bestimmtes Anliegen, aber die klare Antwort, die wir uns so sehr wünschen, bekommen wir nicht.  Warum?  Dieses Lied versucht diese Frage zu beantworten.

 

“Segnungen”

Wir beten um Segen.
Wir beten für Frieden,
Trost für die Familie, Bewahrung während wir schlafen.
Wir beten um Heilung, um Wohlergehen.
Wir beten, dass deine mächtige Hand unser Leid mildert.
Jederzeit hörst Du jede ausgesprochene Not,
aber du liebst uns viel zu sehr, um uns nur unbedeutende Dinge zu geben.

Und was wäre, wenn dein Segen durch Regentropfen kommen würde?
Was wäre, wenn deine Heilung durch Tränen kommen würde?
Was wäre, wenn tausend schlaflose Nächte
notwendig wären, um zu wissen, dass du uns nah bist?
Und was, wenn die Sorgen dieses Lebens verborgene Gnadenerweise wären?

Wir bitten um Weisheit,
damit wir deine Stimme hören können.
Und wir schreien vor Wut, wenn wir deine Nähe nicht spüren.
Wir zweifeln an deiner Güte; wir zweifeln an deiner Liebe,
als ob jedes Versprechen in deinem Wort nicht genug wäre.
Du hörst doch jede hoffnungslose Bitte
und sehnst dich, dass wir den Glauben haben zu vertrauen.

Und was wäre, wenn dein Segen durch Regentropfen kommen würde?
Was wäre, wenn deine Heilung durch Tränen kommen würde?
Was wäre, wenn tausend schlaflose Nächte
notwendig wären zu wissen, dass du uns nah bist?
Und was, wenn die Sorgen dieses Lebens verborgene Gnadenerweise wären?

Wenn Freunde uns betrügen,
wenn Dunkelheit zu gewinnen scheint,
wissen wir, dass der Schmerz dieses Herz daran erinnert,
dass dies nicht unser Zuhause ist.
Es ist nicht unser Zuhause.

Und was wäre, wenn dein Segen durch Regentropfen kommen würde?
Was wäre, wenn deine Heilung durch Tränen kommen würde?
Was wäre, wenn tausend schlaflose Nächte
notwendig wären zu wissen, dass du uns nah bist?
Und was wäre, wenn meine größten Enttäuschungen
oder die Schmerzen des Lebens
die Offenbarung eines größeren Durstes ist, die dieses Leben nicht stillen kann?
Und was wäre, wenn die Prüfungen in  diesem Leben,
der Regen, die Stürme, die schwersten Nächte
verborgene Gnadenerweise wären?

 

Groß werden & atmen üben

Tag 37

So lautet der Plan für die nächsten Tage und Wochen.

Nachdem Samuel sich schnell von dem Eingriff erholt hatte, wurde sein Medikament abgesetzt, das den Duktus in seinem Herzen offen gehalten hat. Es war spannend, wie er darauf reagieren würde, doch es machte ihm eigentlich gar nichts aus. Seine Werte waren immer noch sehr gut. Bald begannen die Schwestern damit, ihn auch mal ganz alleine, also ohne Maske, atmen zu lassen und er machte es sehr gut mit.

Aber als ihm auch noch sein Medikament drastisch reduziert wurde, das ihm beim Atmen half, war das doch etwas zu viel. Er hat so lange durch seine Abfälle protestiert, bis er wieder mehr bekam und nun wird es ihm heimlich raus geschlichen.

Dadurch war er gestern Nachmittag aber ziemlich erschöpft, sodass ich nicht mit ihm kuscheln konnte. Das war sehr schade, denn so kann ich ihn nur durch die Scheiben des Inkubators angucken und ihn berühren, aber ich hab ihn nicht bei mir. In den letzten Tagen fällt es mir sehr schwer, geduldig zu sein und zu warten, bis er so weit ist, dass er nach Hause kommen kann. Manchmal vermisse ich ihn so sehr, dass ich am liebsten direkt in die Klinik fahren und ihn mitnehmen würde.

Ich würde ihn so gerne mit all meiner Liebe überschütten, ihn halten und küssen. Ich würde so gerne sein Leben feiern und Erinnerungen mit ihm schaffen, sodass auch Hannah und Ben ihn nie vergessen. Doch das alles geht jetzt kaum. Und wir wissen nicht, wie viel Zeit wir mit ihm haben.

Doch heute Vormittag hatte Alex eine sehr schöne Zeit mit ihm. Er konnte Samuel sogar kurz ohne Maske halten und mit ihm schmusen 🙂 Darum habe ich ihn wirklich beneidet und ich hatte gehofft, dass es am Nachmittag auch bei mir klappen würde. Doch als ich ankam, regte er sich gerade so auf, dass sein Kopf eine Farbe zwischen dunkel rot und dunkel blau hatte und scheinbar ging das schon eine ganze Weile so. Immer wieder regte er sich auf, wodurch seine Sauerstoffsättigung direkt runterging. Ich war sehr frustriert, weil ich dachte, dass ich bestimmt wieder nicht kuscheln kann. Doch die Schwester bereitete alles vor und ich war gespannt, wie lange das gut gehen würde bei seiner Laune. Gerade als sie ihn mir geben wollte, hatte er wieder einen Abfall und schrie so laut dieser kleine Vogel es nur kann.

Doch sobald er auf mir lag, war er ruhig. Er war ganz still und schlief friedlich ein. So saßen wir über zwei Stunden da und er hat keinen Mucks von sich gegeben und hatte keinen einzigen Abfall. Ich war Gott so dankbar für diese Zeit an genau diesem Tag.

Und auch als er wieder in seinem Bettchen lag, war er immer noch so ruhig, dass die Schwester ihm eine Pause von der Maske zutraute. Es war so süß!! Denn er war wach und guckte mit seinen kleinen, dunklen Knöpfen durch die Gegend und hat das Atemtraining mit Bravur gemeistert.

Ich liebe es, ihm über seine kleine Nase zu streichen. Wir sehen sie so selten. Das sind ganz besondere Momente.

 

Die erste Mini-Op

Tag 31

Samuel hat seinen ersten Eingriff gut überstanden. Seine Werte haben sich noch während der Op so stabilisiert, dass ein möglicher weiterer Schritt nicht mehr nötig gewesen ist.

Jetzt liegt er friedlich in seinem neuen Zimmer und schläft. Das wird evtl auch noch ein paar Tage so bleiben, was bei seinem Gewicht aber wohl normal ist. So lange muss er auch noch beatmet werden…aber zumindest hat er keine Maske auf und man sieht ihn besser! 🙂 Seine Werte sind stabil und besser als vorher, wie viel der Eingriff wirklich gebracht hat, wird sich aber erst in den nächsten Tagen zeigen.

Wir sind erstmal glücklich und dankbar, dass unser kleiner Kämpfer alles gut überstanden hat und erstmal wieder in Ruhe gelassen werden kann. Vielen Dank an alle, die an ihn gedacht haben!

 

Samuels erster „Geburtstag“

Heute ist Samuel einen Monat alt! Wenn ich jemandem von ihm und seiner Krankheit erzähle, sage ich dankbar dazu, dass er die durchschnittliche Lebenserwartung eines Kindes mit seinem Gendefekt jetzt schon übertroffen hat. Wir haben ihm zur Feier des Tages einen Luftballon mitgebracht, den wir an seinem Inkubator befestigen durften.

Nachdem sich Samuels Zustand in den letzten Tagen nicht so gut entwickelt hat, stand heute ein Gespräch mit den Kardiologen über die weitere Behandlung an. Das Ziel ist es zur Zeit, ein Medikament mit starken Nebenwirkungen absetzen zu können, das ihm das Atmen schwer macht. Wir dachten allerdings, dass schon alles geklärt war und waren dementsprechend nervös. Wir wussten nicht genau, worum es in dem Gespräch geht…bisher waren von den Ärzten einberufene Treffen nie besonders positiv.

Diese Angst war glücklicherweise ungerechtfertigt. Als wir zu Samuel kamen, ging es ihm recht gut und die Kardiologen hatten nur einen neuen Vorschlag für die weitere Therapie. Sie schlugen einen kleineren Eingriff vor, der das starke Medikament unnötig machen und gleichzeitig zwei der Probleme am Herzen zumindest teilweise beheben könnte. Natürlich ist auch dieser Eingriff über einen Herzkatheter bei einem Baby wie unserem Samuel mit ca. 1600g – ja, stolze 1620g inzwischen 🙂 – nicht ohne Risiko. Aber immerhin bietet sich hier die Möglichkeit, in absehbarer Zeit von den intravenösen Medikamenten wegzukommen, was eine Voraussetzung ist, damit Samuel nach Hause darf. Und das, ohne dass er die Schmerzen einer größeren Operation ertragen muss.

So haben wir dem Vorhaben zugestimmt und sind jetzt sehr gespannt, wie der Eingriff morgen verläuft und ob er die gewünschten Folgen hat. Natürlich haben wir auch Angst, dass irgendetwas schief läuft…aber wir denken, dass das jetzt der richtige Schritt ist und bitten Gott, dass er dabei seine Hand über unseren kleinen Schatz hält und ihn bewahrt – vor Komplikationen während des Eingriffs, aber auch vor Schmerzen und unnötigem Leid. Wir sind dankbar für jeden, der uns bei diesem Gebet unterstützt!

Schwere Tage

Tage 29+30

In den letzten Tagen war Samuel nicht mehr so stabil wie vorher. Seine Sauerstoffsättigung war immer grenzwertig, sogar bei hoher Unterstützung. Er hatte ständig Abfälle.

Ich weiß nicht, was an diesem Tag mit mir los war. Schon bevor wir ins Krankenhaus gefahren sind, war mir zum Heulen zumute. Wir waren mit Ben und Hannah Eis essen, aber leider konnte ich das nicht richtig genießen. Ich war schrecklich angespannt.

Eigentlich wollten wir endlich ein Bild zu fünft machen lassen, wenn ich Samuel auf dem Arm halten würde. Doch dazu kam es nicht. Ihm ging es nicht gut, er war sehr instabil. Seine Werte waren sehr niedrig und er brauchte seine Ruhe.

Ich konnte in letzter Zeit eigentlich gut mit dieser Situation umgehen, doch an diesem Tag habe ich sehr viel geweint. Ich begann, die Hoffnung zu verlieren, dass Samuel nach Hause kommen würde. Ich wollte ihn noch nicht gehen lassen, doch ich hatte das Gefühl, dass ich das bald tun muss.

Am nächsten Tag ging es genauso weiter. Auf dem Weg ins Krankenhaus in der Straßenbahn kämpfte ich mit den Tränen. Samuel ging es immer noch nicht besser. Eigentlich sollte an diesem Tag eines seiner Medikamente reduziert werden und ich hatte Angst, dass er das nicht verkraften würde. Doch die Ärzte änderten ihre Pläne. Er bekam seine zweite Bluttransfusion. Das hatte ihm beim ersten Mal schon sehr gut getan und wie sich herausstellen sollte, auch dieses Mal.

Für den nächsten Tag bekamen wir einen Termin für ein Arztgespräch und ich war sehr aufgeregt. Trotzdem ging es mir langsam besser und ich bekam neue Hoffnung.

 

„Nahe ist der HERR denen, die zerbrochenen Herzens sind, und die zerschlagenen Geistes sind, rettet er.“

Psalm 34,19, ELB

Geschwisterliebe

Unsere drei Kinder haben von mir einen selbstgenähten Teddy bekommen. Die Teddys von Ben und Hannah liegen meistens in ihren Betten, weil sie damit schlafen. Als Alex mir zu Weinachten letztes Jahr eine neue Nähmaschine geschenkt hatte, musste ich den Kindern vorführen, wie sie funktionierte und so nähte ich zwei schlichte Schlafsäcke für ihre Bären.

Eines Abends beim Schlafenlegen entdeckt Ben nun seinen Teddyschlafsack und sagt: „Mama, den kann Samuel haben.“ – „Aber sein Teddy ist noch nicht ganz fertig.“ „Aber wir können das so machen: Wir stecken ihn durch das Loch in Samuels Bett und dann tun wir seine Füße da rein.“

Da geht mein Mutterherz auf bei so viel Geschwisterliebe!! Ben wusste ja von Anfang an, dass er einen Bruder bekommen würde. Sie hatten wohl schon immer einen tiefe Verbindung.

Und Hannah hat sich lieber von meinem Babybauch trösten lassen als von meinen Armen. Bisher konnten die beiden ihren Bruder noch nicht küssen, aber dafür haben sie schon vor der Geburt vorgesorgt 😉

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Unser neuer Alltag

Wie viel ein kleines Kind verändert, weiß jeder, der in dieser schönen Situation war. Allerdings schmeißt das dritte Kind normalerweise nicht noch einmal alles über den Haufen…aber was ist schon normal. So klein unser Samuel auch ist, er hat große Auswirkungen auf unseren Alltag und unser ganzes Leben.

Jeden Abend wird der nächste Tag geplant…weiter trauen wir uns kaum zu denken, weil es sonst zu kompliziert wird. Wer fährt vormittags ins Krankenhaus, wer darf nachmittags mit Samuel kuscheln? Wir wollen natürlich so viel Zeit wie möglich mit ihm verbringen. Der andere schmeißt den Haushalt und unterhält Ben und Hannah. Bei alldem liegt es uns besonders am Herzen, unsere großen Kinder nicht zu vernachlässigen. Sie brauchen uns in dieser Situation besonders, und zwar möglichst beide. Sie brauchen Ruhe zu Hause und Aktion unterwegs.

Dadurch dass ich gerade mein Studium abgeschlossen habe, sind wir beide „zu Hause“ und können den Alltag gemeinsam bewältigen. Es ist nicht einfach, Schlaf ist eher Luxus (das kennen ja alle Eltern 😉 ), aber unsere tollen Kinder erheitern uns so häufig durch ihre fröhliche Art. Und unser kleiner Samuel entschädigt unsere Mühe allein durch sein Leben, das an sich ja schon ein Wunder ist.

 

Aus Reginas Tagebuch – 06.07.2013

„Es ist so merkwürdig, hier in Bonn zu sein, durch die Fußgängerzone zu laufen, im Starbucks zu sitzen. Alles läuft ganz normal weiter, während sich für uns alles geändert hat. Ich habe das Gefühl, ich nehme jetzt alles ganz anders wahr. Dinge haben an Bedeutung verloren, andere an Wert gewonnen.

…Schenk mir einen Blick für die wirklich wichtigen Dinge im Leben. Das Leben ist so kurz, so zerbrechlich. Es muss schrecklich sein, sein Leben einfach so dahin zu leben, ohne zu wissen wofür, wohin. Ich verschwende immer noch zu viel Zeit mit Bequemlichkeit, aber ich habe ein Ziel. Danke dafür!“

Erste Autofahrt

Tag 20

Samuels wurde in die Kinderklinik in Bonn verlegt, weil er der Stabilste auf der Station war 🙂 Das war wirklich schön zu hören, auch wenn er uns gar nicht so stabil vorkam mit seinen vielen Abfällen.

Und dann durfte Samuel in einem Krankenwagen mitfahren. Diese Fahrt hat ihm so gut gefallen, dass seine Sauerstoffsättigung in den nächsten Tagen so gut war, dass er nur wenig Unterstützung brauchte. Ein echter kleiner Mann eben!

Wir fühlten uns direkt wohl auf der neuen Station. Die Schwestern waren so lieb, dass sie Fotos von Samuel ohne Maske machten, als sie ihn gewaschen haben. Vielen Dank, liebe Sr. Ursi & Ursula 🙂

Unser größter Wunsch

Wir wissen nicht, wie viel Zeit wir mit unserem Samuel verbringen können – vielleicht nur noch Tage, vielleicht tut Gott ein weiteres Wunder und macht Jahre daraus…

Doch mein größter Wunsch und mein Gebet ist, dass Samuel zu uns nach Hause kommt.

Wir wollen ihn richtig in unseren Familienalltag aufnehmen. Die Kinder wollen mit ihm kuscheln…

Und ich wünsche mir, seine Wange an meine zu drücken und ihn zu küssen, nicht nur auf die Haare.

Ich wünsche mir Familienfotos und Bilder, auf denen unsere drei Kinder abgebildet sind.

Ich wünsche mir Abdrücke von Samuels kleinen Händchen und Füßen.

Ich möchte mich um ihn kümmern, ihn in den Schlaf wiegen, mit ihm spazieren gehen…

Ich wünsche mir so sehr, dass er nach Hause kommt, sei es für Tage oder Jahre. Er soll mehr kennen lernen als seinen Inkubator.

Aber ich weiß nicht, ob mein Wunsch im Willen Gottes ist. Immer wieder sage ich ihm: „Herr, wenn es besser für ihn ist, dann nimm ihn zu dir. Ich will bereit sein, ihn loszulassen. Du weißt, was das Beste ist.“

Manchmal sage ich das aus voller Überzeugung, manchmal voller Angst, er könne mich beim Wort nehmen. Mein Kopf weiß, dass ich loslassen muss; ich kann ihn nicht halten. Aber mein Herz will ihn für immer festhalten.

 

 

Aus meinem Tagebuch – 03.07.2013

„Vater,

ich vermisse Samuel so sehr. Wie lange muss er noch im Krankenhaus bleiben? Warum nimmt er jetzt so langsam zu? Ich wünsche mir so sehr, ihn hier bei uns zu haben. Bin ich egoistisch? Ja, bestimmt, will ich das auch für mich. Auch für ihn, Ben und Hannah und Alex. Aber auch für mich. Ich will Erinnerungen zusammen. Ich will Hand- und Fußabdrücke von ihm machen.

Bei dir wird er es aber viel schöner haben. Und er wird gesund sein. Und eines Tages werden wir ihn wieder sehen.

Es tut so weh, mir unsere Zukunft ohne ihn vorzustellen…

So ein kleiner Mensch, aber er wird ein riesen Loch in uns hinterlassen. Ich vermisse ihn so sehr!

… Lass ihn spüren, wie sehr wir ihn lieben und wollen. Du hast ihn wunderbar, perfekt gemacht. Er ist unser Samuel. Und ich liebe ihn so unbeschreiblich sehr!“

 

„Er wird alle ihre Tränen abwischen, und es wird keinen Tod und keine Trauer und kein Weinen und keinen Schmerz mehr geben. Denn die erste Welt mit ihrem ganzen Unheil ist für immer vergangen.“

Offenbarung 21,4, NL

Diagnose

Tag 11

Samuel ging es inzwischen besser. Wir freuten uns über seine Fortschritte.

Schon als ich vormittags bei ihm war, sagte man mir, dass die Oberärztin mit mir reden wollte. Ich ahnte, dass es sich um nichts Erfreuliches handeln würde. Das hatte ich inzwischen gelernt. Am Nachmittag, direkt als ich ankam, fand nun das Gespräch statt, in dem sie mir Samuels Diagnose mitteilte. Sie sagte, dass die Humangenetiker zwei Verdachtsdiagnosen hatten, als sie sich Samuel angesehen haben. Die erste davon war Trisomie 18. Und diese hatte sich bestätigt.

Ich konnte mir nichts darunter vorstellen. War es ähnlich wie Trismonie 21? Als sie erklärte, dass die meisten Kinder noch vor der Geburt sterben, wusste ich: Samuel ist jetzt schon ein Wunder! Ich war recht gefasst, als sie mir die Symptome aufzählte, z.B. den Herzfehler. Aber als sie mich dann über die Lebenserwartung aufklärte, begannen die Tränen zu fließen.

Ich fragte sie auch nach dem genauen aktuellen Zustand seines Herzchens, denn das gab wirklich Grund zur Sorge. Die Herzmuskelverdickung war nach wie vor nicht zurückgegangen.

Wie sollte ich Alex diese Nachricht nun vermitteln. Während ich ihn sonst über Nachrichten oder Telefonate auf dem Laufenden hielt, wollte ich ihm das persönlich sagen, bevor er zu Samuel ging, damit er es nicht von den Schwestern erfuhr. Als er endlich im Krankenhaus war, konnte ich ihm alles ganz in Ruhe schildern – darüber haben wir uns beide gewundert. Doch wir merkten, wie Gott uns auf diese Diagnose vorbereitet hatte und wir freuten uns, Zeugen eines Wunders zu sein.

In den nächsten Tagen hatten wir Zeit, diese Nachricht zu verarbeiten. Für uns war es kein so großer Schock, ein behindertes Kind zu haben, sondern dass es todkrank war. Dennoch ging es uns „gut“. Wir hatten Frieden in uns. Und wir wissen, dass er von Gott kam durch die Gebete von vielen lieben Menschen.

In dieser Woche zog ich wieder nach Hause. Ben und Hannah fiel die Trennung von mir und das Hin und Her sehr schwer. Sie wollten auch nirgends mehr ohne Alex bleiben, sodass er Samuel nur wenig sehen konnte. Nun wechselten wir uns ab und ich merkte, wie gut es mir tat, zu Hause zu sein und meine beiden Großen um mich zu haben. Doch die Trennung von meinem Baby fiel mir sehr schwer. Nun konnte ich ihn nicht mehr so häufig sehen.

Seitdem wir Samuels Diagnose kennen und wissen, dass jeder Tag sein letzter sein könnte, ist unser größter Wunsch, dass wir ihn bald nach Hause holen können. Bitte betet mit uns!

Aus meinem Tagebuch – 19.06.2013

„… Wir werden unser Kind verlieren!

Ich bin dir aber so dankbar, dass wir sein Gesicht sehen durften – und er sieht Ben so ähnlich – und sein Engelslächeln. Danke, dass ich ihn halten durfte, sogar einmal so, wie ich es mir gewünscht habe – ohne Maske auf meiner Brust.

Unser Samuel, ein kleiner Vogel, der viel zu schnell davonfliegt.“