Tag 37
So lautet der Plan für die nächsten Tage und Wochen.
Nachdem Samuel sich schnell von dem Eingriff erholt hatte, wurde sein Medikament abgesetzt, das den Duktus in seinem Herzen offen gehalten hat. Es war spannend, wie er darauf reagieren würde, doch es machte ihm eigentlich gar nichts aus. Seine Werte waren immer noch sehr gut. Bald begannen die Schwestern damit, ihn auch mal ganz alleine, also ohne Maske, atmen zu lassen und er machte es sehr gut mit.
Aber als ihm auch noch sein Medikament drastisch reduziert wurde, das ihm beim Atmen half, war das doch etwas zu viel. Er hat so lange durch seine Abfälle protestiert, bis er wieder mehr bekam und nun wird es ihm heimlich raus geschlichen.
Dadurch war er gestern Nachmittag aber ziemlich erschöpft, sodass ich nicht mit ihm kuscheln konnte. Das war sehr schade, denn so kann ich ihn nur durch die Scheiben des Inkubators angucken und ihn berühren, aber ich hab ihn nicht bei mir. In den letzten Tagen fällt es mir sehr schwer, geduldig zu sein und zu warten, bis er so weit ist, dass er nach Hause kommen kann. Manchmal vermisse ich ihn so sehr, dass ich am liebsten direkt in die Klinik fahren und ihn mitnehmen würde.
Ich würde ihn so gerne mit all meiner Liebe überschütten, ihn halten und küssen. Ich würde so gerne sein Leben feiern und Erinnerungen mit ihm schaffen, sodass auch Hannah und Ben ihn nie vergessen. Doch das alles geht jetzt kaum. Und wir wissen nicht, wie viel Zeit wir mit ihm haben.
Doch heute Vormittag hatte Alex eine sehr schöne Zeit mit ihm. Er konnte Samuel sogar kurz ohne Maske halten und mit ihm schmusen 🙂 Darum habe ich ihn wirklich beneidet und ich hatte gehofft, dass es am Nachmittag auch bei mir klappen würde. Doch als ich ankam, regte er sich gerade so auf, dass sein Kopf eine Farbe zwischen dunkel rot und dunkel blau hatte und scheinbar ging das schon eine ganze Weile so. Immer wieder regte er sich auf, wodurch seine Sauerstoffsättigung direkt runterging. Ich war sehr frustriert, weil ich dachte, dass ich bestimmt wieder nicht kuscheln kann. Doch die Schwester bereitete alles vor und ich war gespannt, wie lange das gut gehen würde bei seiner Laune. Gerade als sie ihn mir geben wollte, hatte er wieder einen Abfall und schrie so laut dieser kleine Vogel es nur kann.
Doch sobald er auf mir lag, war er ruhig. Er war ganz still und schlief friedlich ein. So saßen wir über zwei Stunden da und er hat keinen Mucks von sich gegeben und hatte keinen einzigen Abfall. Ich war Gott so dankbar für diese Zeit an genau diesem Tag.
Und auch als er wieder in seinem Bettchen lag, war er immer noch so ruhig, dass die Schwester ihm eine Pause von der Maske zutraute. Es war so süß!! Denn er war wach und guckte mit seinen kleinen, dunklen Knöpfen durch die Gegend und hat das Atemtraining mit Bravur gemeistert.
Ich liebe es, ihm über seine kleine Nase zu streichen. Wir sehen sie so selten. Das sind ganz besondere Momente.
Liebe Familie Neufeld,
So vieles was ihr schreibt kann ich all zu gut nachvollziehen, da wir als Familie auch eine schwere Zeit hinter uns haben. Unser Kleiner wurde aufgrund von Komplikationen in der Schwangerschaft bereits in der 28.SSW am 4.3.13 geholt. Mit 39cm und 1225g hat er so ziemlich die gleiche Größe gehabt wie euer Samuel. Wir haben auch eine Zeit des Bangens hinter uns und mir hat ein Lied viel Trost geschenkt das möchte ich euch gerne
weitergeben
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Nach 10 Wochen auf der Neonatologie konnten wir unseren Jungen gesund nach Hause nehmen und rückblickend kann ich wirklich sagen Gott hat uns nie allein gelassen sondern immer an unserer Seite gekämpft. Ich denke oft an Euch und bete für eure Familie!
Es ist voll schön, dass ihr diese Erfahrung machen konntet. Wenn man die Wahl hat, würde man nie diesen Weg wählen, aber diese intensiver Nähe Gottes in einer solchen Zeit zu erleben, ist etwas Unbeschreibliches!
Ich freue mich sehr, dass euer Sohn gesund zu Hause ist. Genießt jeden Tag mit ihm! 🙂