1. Spaziergang

Letzte Woche wollten wir vier unseren Samuel im Krankenhaus besuchen. Allerdings hatte kein Arzt Zeit, unsere beiden Großen durchzuchecken, bevor sie ins Krankenzimmer durften. Da fragte uns die Schwester, ob wir Samuel stattdessen mit nach draußen nehmen wollen. Und ob wir wollten 🙂

Mit Sauerstoff im Gepäck ging es für Samuel nun zum ersten Mal an die frische Luft. Wir haben es alle genossen! Hannah und Ben konnten die Hände nicht von ihm lassen und Ben hat seinen kleinen Bruder sogar füttern dürfen.

Und jetzt noch eine kurze Nachricht von Ben: gggggggggggooook,gbzohbzh´öbh.ohzkb. 0ßrpeforg     ben

Und von Hannah: ö8000000000hhziiiiiiiiiiiiiiii

Mit Monitor und Infusionen

Sonnenlicht ist so ungewohnt hell…

„Ich will mit dir kuscheln, Samuel!“

Mein großer Bruder kann mich schon füttern 🙂
Ich hab schon einen großen Schnulli!

Zuhause rückt näher

Tag 45

Vorgestern bat ich euch, darum zu beten, dass Samuel bald nach Hause kommen kann und direkt am nächsten Tag habe ich gleich drei Gespräche über dieses Thema 🙂

2-3 Wochen wird es ungefähr noch dauern. Solange hat Samuel  Zeit, um weiter fleißig zuzunehmen und trinken zu üben. Vielleicht wird man dann auch besser einschätzen können, ob er seine Atemschwierigkeiten hat, weil er ein Frühchen ist oder oder… Aber wenn er weiterhin auf seine Atemhilfe angewiesen sein wird, bekommt er sie einfach mit nach Hause – so wie alles andere auch, was dafür nötig ist, ihn gut zu versorgen und zu überwachen.

Doch wir brauchen nicht nur tatenlos daneben sitzen und warten, sondern haben auch noch einiges vorzubereiten und zu lernen. Wir werden total gut betreut und bekommen von allen Seiten Hilfe. Jetzt wird ein geeigneter Pflegedienst gesucht und wir müssen uns überlegen, in welchem Umfang wir diese Unterstützung zu Hause haben wollen. Bitte betet mit uns für gute Leute, mit denen wir uns wohl fühlen.

Wir möchten euch auch darum bitten, für unsere beiden „großen“ Kinder zu beten. Natürlich nimmt sie diese Situation auch mit. Immer ist entweder Papa oder Mama weg. Wenigstens zu den Mahlzeiten versuchen wir alle zusammen zu sein, aber das klappt auch nicht immer. Daran, sie mal woanders unterzubringen, ist gar nicht zu denken, aber das wollen wir auch nicht. Wir möchten den Alltag für sie so normal wie möglich gestalten. Auch ihnen wird es gut tun, wenn Samuel endlich zu Hause ist. Seine Pflege wird sicher zeitintensiv werden, aber wenigstens sind wir dann alle zu Hause.

Bald…

 

PS: Heute ist Samuels errechneter Entbindungstermin 😉

Dankbarkeit statt Wut

Letzte Woche haben Alex und ich den Film Courageous – Ein mutiger Weg geguckt. Darin geht es um fünf Männer und ihre Rolle als Väter. Einer von ihnen verliert seine Tochter bei einem Verkehrsunfall. Seine Frau und er sind am Boden zerstört. Er sucht das Gespräch mit seinem Pastor und der sagt ihm folgenden Satz (frei zitiert):

„Sie können entweder wütend auf das sein, was Sie nicht mit ihr erlebt haben oder dankbar sein für das, was sie gemeinsam erlebt haben.“

Das hat uns sehr angesprochen. Es gibt so viele Dinge, die wir unserem kleinen Vogel gerne noch zeigen und sagen würden. Ben wollte mit ihm Fußball spielen. Hannah… sie ist zufrieden, wenn sie endlich mit ihm kuscheln darf 🙂

Alex wollte mit seinen beiden Jungs zelten. Und ich? Ach da gibt es so vieles… Vielleicht werden wir einiges davon auch noch schaffen. Dennoch ist uns bewusst, dass vieles nicht möglich sein wird. Das macht uns zwar nicht wütend, aber irgendwie traurig. Fehlende Erinnerungen tun weh. Das weiß ich seit dem Tod meiner Schwester.

Doch wir entscheiden uns dafür, dankbar zu sein. Wir sind dankbar dafür, dass wir unseren Samuel kennen lernen können. Wir können ihn sehen – seine dunklen Augen, wie er versucht, mit seiner Zunge die Sonde aus dem Mund zu schieben. Wir können ihn riechen – dieser Babygeruch ist der Wahnsinn, ich will ihn direkt abknutschen!! Wir dürfen sein leises Stimmchen hören und seine weiche Haut auf unserer spüren. Wir dürfen mit ihm kuscheln, ihn küssen und ewige Erinnerungen schaffen. Ich genieße ganz besonders die Momente, in denen ich meinen kleinen Jungen auf dem Arm habe und er ganz friedlich bei mir schläft. Eigentlich sind es Stunden, aber sie verfliegen oft so schnell wie Augenblicke. Doch diese Augenblicke schenken uns beiden Ruhe und Kraft, auf das nächste Wiedersehen zu warten.

Danke, Gott, für dieses WUNDERvolle Geschenk und jeden Augenblick, in dem wir es genießen dürfen!