beschenkt – mein neuer Blog

Hallo ihr Lieben,

es ist schon lange her, dass ich diese Seite besucht habe, aber ich freue mich, dass immer noch hin und wieder jemand hier her findet.

Ich möchte heute nicht viel schreiben, sondern nur kurz erwähnen, dass ihr uns gern auf meinem neuen Blog besuchen könnt:

www.beschenkt.com

Ich freue mich darauf, euch dort zu treffen!!

Alles Liebe,

Regina

Zwei Jahre unvollständig

Sonnenschein und blauer Himmel.

Vor zwei Jahren sah es draußen genauso aus wie heute.

Aber in uns drin ist es dunkel. Damals schwarz. Heute dunkelgrau.

Heute haben wir Sonnenblumen zu Samuels Grab gebracht. Hannah hat es mit Vogelfedern dekoriert. Später fuhren wir nach Bonn, um für Ben Schulstart die letzten Besorgungen zu machen.

Eigentlich dachte ich, ich würde den ganzen Tag im Bett verbringen. Schon Anfang der Woche kamen die Kopfschmerzen zurück, die ich monatelang vergessen durfte. Gestern stand ich den ganzen Tag neben mir. Betäubt. Nicht fähig zu denken. Zu schwach, meine Arme zu heben.

Gestern vor zwei Jahren war die OP, dann die Infektion. Ich saß an seinem Bett und hielt seine Hand. Einen Tag später hat er sich verabschiedet. Er ist davongeflogen, mein kleiner Vogel.

In diesen Tag denke ich nicht an den Himmel. Ich habe ständig unseren Abschied vor Augen. Morgen werde ich mich wieder freuen können, dass mein kleiner Samuel gesund und glücklich an der Hand Jesu herumhüpft. Aber nicht heute.

Gestern war so ein mieser Tag. Ich hab ihn irgendwie hinter mich gebracht. Sollte ich mich in diesem Zustand meiner Familie einen weiteren Tag zumuten? Das wollte ich nicht. Deshalb fuhren wir nach Bonn. Wir hatten Spaß und haben gelacht. Ja, das geht wirklich. Auch heute. Nur nicht ohne Traurigkeit.

Aber die Kopfschmerzen erinnern mich an den Schmerz meines Herzens. Als bräuchte ich eine Erinnerung daran!

Nein, wir sind nicht darüber hinweggekommen. Das werden wir nie. Das wollen wir nicht. Solange ich ihn liebe, wird es wehtun, ohne ihn zu sein. Immer.

 

Wie es uns geht? – Gut. Ja, meistens stimmt das. Wir sind glücklich. Wir sind dankbar. Wir können aus voller Kehle lachen.

Aber manchmal weinen wir. Manchmal heule ich. Manchmal ist mir nach Schreien!

Denn wir sind unvollständig. Seit zwei Jahren unvollständig. Und das tut so weh! Es wird nicht besser, denn es ändert sich ja nicht.

 

Warum ich schreibe? – Weil sonst niemand wüsste, wie es uns wirklich geht. Denn sagen tu ich es nur selten. Nur bestimmten Menschen. Und auch nur, wenn sie fragen. Deshalb schreibe ich. Da kann ich ehrlich sein.

 

Und zum Schluss: Was ich schon immer mal sagen wollte:

Vergesst ihn nicht, unseren Samuel!

Sagt nie, dass wir drei Kinder haben, denn es sind vier. Wir haben VIER Kinder!!

Und sagt seinen Namen, mit einem Lächeln.

Happy Birthday, kleiner Vogel

Mein kleiner Samuel,

heute ist dein zweiter Geburtstag! Wie gern wir mit dir feiern würden!!

Zwei Jahre ist es her, dass Papi und ich dich zum ersten Mal gesehen haben. Du warst kleiner als Hannahs Puppe. Du lagst so hilflos im Inkubator, mit einer Maske auf der Nase. Deine Brust hob und senkte sich ganz schnell. Mir kamen die Tränen bei diesem Anblick. Ich wollte dich halten, doch ich konnte dich nur mit den Fingerspitzen streicheln.

Trotzdem war dieser Tag ein Tag der Freude, denn du hast gelebt. Wir haben dich gesehen und berührt. Es war ein Wunder! Und auch die wenigen Wochen deines Lebens haben wir genossen, auch wenn es so manch schweren Moment gab. Wir sind Gott so dankbar, dass wir dich hatten und haben. Denn du bist immer noch unser Sohn und wir lieben und vermissen dich!

Deshalb feiern wir deinen Geburtstag trotzdem. Wir stellen uns vor, wie du vom Himmel aus zusiehst, wie wir deinen Geburtstagskuchen backen und deine großen Geschwister ihn bunt dekorieren. Ich stelle zwei Kerzen darauf und Ben und Hannah pusten sie für dich aus. Wir singen ein Lied für dich und schauen uns Fotos von dir an. Wir besuchen dein Grab und freuen uns an dem Sonnenschein und dem Singen der Vögel.

Es gibt Diskussionen bei uns zu Hause, wie alt du im Himmel wohl bist. – Ein Baby? Ein kleiner Junge? Ein alter Opa? Hannah und Ben sehen dich immer noch als Baby, das heißt wir haben nun zwei Babys und eins davon ist bei uns zu Hause. „Es ist so schön, endlich ein Baby zu Hause zu haben!“, sagte Ben.

Großer Bruder Samuel!

Deine kleine Schwester ist schon zwei Monate alt. Wir freuen uns so sehr über unsere Emma Salomé! Aber die Lücke, die du hinterlassen hast, schließt sie nicht. Du hast einen Platz in unseren Herzen, den niemand anderes einnehmen kann. Manchmal sitze ich mit der schlafenden Emma auf dem Sofa und lasse meine Hand auf ihrem Rücken ruhen. Er hebt und senkt sich langsam und gleichmäßig. Und ich denke daran, wie ich mit dir dasaß. Du hast geschlafen und geatmet. Hin und wieder musste ich dich ans Atmen erinnern, aber es waren Momente vollkommenen Friedens. Bei dieser Erinnerung kommen mir wieder die Tränen. Es ist schon zu lange her, dass ich dich halten und küssen durfte. Viel zu lange.

Unser Leben geht ohne dich weiter. Es muss ja irgendwie, aber wir genießen auch die vielen schönen Dinge, die Gott uns schenkt. Wir genießen unsere Familie, auch wenn gerade in den schönsten Situationen die Trauer neben der Freude umso größer wird, weil wir nicht vollständig sind. Solange wir dich lieben, werden wir um dich trauern – jeden Tag bis zu unserem Wiedersehen! Und dann werden wir sechs zum ersten Mal vereint sein 🙂

In Liebe, deine Mama

 

Zwischen Himmel und Erde

Der Tag, an dem unser kleiner Vogel davon geflogen ist, ist nun genau ein Jahr her. Die Erinnerungen taten mir anfangs sehr weh und auch heute denke ich immer noch nicht gern daran zurück, aber dieser Tag hat seinen Schrecken für mich verloren.

Einige Wochen nach Samuels Tod hatte ich plötzlich ein Bild vor Augen, das mich unglaublich getröstet hat. Während ich an der Seite stand und noch nicht ganz begriff, was da gerade mit meinem kleinen Jungen passierte, öffnete sich der Himmel und streckte seine Arme nach meinem Baby aus. Ich weiß nicht, wann genau sein Geist davonflog, aber ich war dabei. Und das bedeutet mir unendlich viel.

Ich war dabei, als dieses Wunder geschah, als der Himmel offen stand und meinen kleinen Jungen empfangen hat. In diesem Moment wich die Krankheit und der Schmerz von Samuel und er hat einen neuen, vollkommen Körper bekommen. Er ist in die Arme Gottes gesprungen. Er hat sich gefreut und gejubelt. Da war ein Moment zwischen Himmel und Erde und ich durfte dabei sein, als dieses Wunder geschah.

Gerade in den letzten Wochen habe ich mir öfter vorgestellt, wie es wäre, wenn Samuel noch am Leben wäre. Wir waren im Urlaub und er hätte dabei sein sollen. Aber ich weiß, er möchte nicht zurück und das hilft mir, ihn loszulassen und mich mit ihm zu freuen. Ich stelle ihn mir viel lieber vor, wie er jetzt im Himmel glücklich und gesund herumläuft, sich an Jesus kuschelt, uns vielleicht manchmal beobachtet und sagt: „Nicht mehr lange, dann sind wir wieder alle zusammen!“

Die Zeit danach

Es ist schwierig auf die Frage zu antworten, wie es uns nun geht. Bald ist es vier Monate her, dass wir uns von unserem kleinen Samuel verabschieden mussten. Ich habe viel in mein Gebetstagebuch geschrieben, war aber noch nicht so weit, etwas zu veröffentlichen.

Wir wollen uns erstmal bei allen bedanken, die für unser Baby und uns gebetet haben. Diese Gebete haben uns durchgetragen. Manchmal waren wir selbst erstaunt darüber, wie viel Kraft wir hatten. Trotzdem haben wir uns nicht stark gefühlt und tun es jetzt erst recht nicht. Wir haben einen Gott, der nicht nur endlos Kraft hat, sondern der uns auch immer wieder getröstet und aufgerichtet hat.

Danke auch an alle, die uns praktisch unterstützt haben – die für uns gekocht oder bei der Vorbereitungen für die Beerdigung geholfen haben. Danke für jedes liebe Wort, ob persönlich, in einer Karte oder einer E-Mail. Manchmal hole ich die Karten aus der Truhe heraus, in die wir Samuels Sachen gelegt haben, und werde durch sie wieder aufgebaut.

Vor einigen Tagen waren zu einer Gedenkfeier eingeladen, die die Kinderklinik Bonn für die Familien organisiert hat, die in den letzten Monaten ein Kind verloren haben. Schon einige Tage vorher habe ich gemerkt, wie die Trauer mich wieder packt. Die ersten Wochen waren sehr schwer. Ich habe viel geweint. Wir hatten Zeit, uns etwas auszuruhen und an die Zukunft zu denken. Die vergangenen Wochen sind dann sehr geschäftig geworden. Ich habe versucht, noch viel zu erledigen, bevor Alex Referendariat losging und nun sind wir dabei, uns in unseren neuen Alltag einzugewöhnen.

Doch als wir dann in einem Kaufhaus waren und ich mir die Weihnachdeko ansah, wurde mir schlagartig bewusst, dass wir Weihnachten ohne Samuel feiern würden. Davor hatte ich mir noch nicht viele Gedanken darüber gemacht und nun kämpfte ich mit den Tränen umgeben von fremden Menschen, die sich auf „die schönste Zeit des Jahres“ freuten. Letztes Jahr um diese Zeit war ich bereits schwanger. Samuel hat Weihnachten mit uns gefeiert, während er noch geschützt in meinem Bauch war. Wir träumten davon, wie es im nächsten Jahr sein würde mit einem kleinen Baby. Was würden wir ihm schenken?

Ich fand eine Weihnachtskugel mit einem Vogel.  Zwar habe ich sie noch nicht gekauft, weil ich so voller Gedanken und Gefühle war, doch sie wird bald an unserem Baum hängen.

Die Gedenkfeier hat das, was dort im Kaufhaus begann, noch verstärkt. Es war schön, einige Ärzte wieder zu sehen. Es tat gut, dort gewesen zu sein. Danach wollte ich mich allerdings nur noch zurückziehen. Da es noch nicht Zeit war, Ben und Hannah ins Bett zu bringen, lenkten wir uns ab. Aber irgendwann konnte ich nicht mehr und hab nur noch geweint. Es hatte sich einiges aufgestaut und die Tränen schienen kein Ende zu nehmen. Ich holte Samuels Sachen heraus und begann, einige davon in einem Bilderrahmen, den ich schon vor einiger Zeit dafür gekauft hatte, anzuordnen. Es war wieder an der Zeit, dass ich mir bewusst Zeit zum Trauern genommen hatte. Wir haben schnell gemerkt, dass wir uns diese Zeiten einräumen müssen, wenn wir nicht wollen, dass wir uns zu sehr ablenken.

Den Anfang unseres Trauerprozesses würde ich auch gerne noch mit euch teilen, nach und nach. Denn immer wieder hat Gott und Verse, Menschen oder eigene Erkenntnisse geschenkt, die uns geholfen haben. Ich habe nun auch angefangen, Samuel Geschichte ausführlich aufzuschreiben, weil ich merke, wir sehr mir das hilft. Außerdem möchte ich auf keinen Fall etwas vergessen. Und so können auch Ben und Hannah die Geschichte ihres kleinen Bruder nachlesen, wenn sie sich nicht mehr an ihn erinnern können. Vielleicht werden sie dadurch, wenn sie älter sind, verstehen, warum unsere Familie so ist, wie sie ist, denn Samuels kurzes Leben hat uns alle verändert.

Von Mama

Mein kleiner Samuel

Als Gott Samuel schuf, ist ihm kein Fehler unterlaufen. Er hat nicht etwa ein Chromosom an der 18. Stelle vergessen, sondern sich gedacht: „Mein kleiner Liebling, dir gebe ich ein Extrachromosom, um zu Menschen zu sprechen, sie zu berühren und ihnen zu zeigen, wie wunderbar ich bin.“ Gott hatte für unseren kleinen Mann einen ganz besonderen Auftrag und den hat er innerhalb von 54 Tagen bereits ausgeführt.

Sein Auftrag war: Lass dich lieben. Samuel war bei seiner Geburt kleiner als Hannahs Puppen, er konnte nicht einmal alleine atmen. Oft kamen wir uns ziemlich hilflos vor, weil wir nichts für ihn tun konnten. Wir konnten ihn nur lieben. Mir hat jemand gesagt, ein Kind kurz nach der Geburt zu verlieren, wäre die größte Liebesaufforderung, weil man Liebe gibt und nichts zurückbekommt. Doch das stimmt so nicht. Samuel zu lieben, Stunden lang mit ihm da zu sitzen und ihn zu halten, ihn zu küssen, hat mir unbeschreiblich viel gegeben. Es hat mich verändert. Samuel hat mich zur Ruhe kommen lassen und meinen Blick wieder auf die wesentlichen Dinge gelenkt – weg von meinen To-Dos, Terminen, weg von meinen selbst erdachten Träumen. Es geht im Leben nicht darum, dass alles so kommt, wie ich es möchte und alle meine Wünsche in Erfüllung gehen. Samuel hat mich gelehrt, mich an dem zu freuen, was ich heute habe, wo ich heute bin. Denn das Heute ist Gottes Geschenk für mich. Morgen kommt ein neues.

Samuels Leben war aber nicht nur ein Geschenk für uns. Ich bin überzeugt davon, dass auch er es genossen hat. Den meisten Kindern mit seiner Erkrankung wird es nicht ermöglicht, es auszupacken und die Liebe der Eltern zu kosten. Samuels Leben war nicht frei von Leid, aber ich glaube, er hatte auch sehr viele schöne Momente, besonders das Kuscheln mit Papi und Mami.

Und so paradox es auch klingen mag, Samuels Krankheit hat mein Vertrauen in Gottes Treue und seine Souveränität nur gestärkt. Seine Nähe in diesen schwersten Stunden meines Lebens zu spüren, ist eine Erfahrung, die ich nicht missen möchte. Auch wenn ich wünschte, unser kleiner Vogel wäre noch nicht davongeflogen, bin ich doch dankbar, dass Gott uns diese intensiven Momente geschenkt hat.

Außerdem ist mir klar geworden, dass ich keine Zeit mehr verschwenden will, mit irgendwelchen Dingen, die am Ende doch keine Bedeutung haben. Ich kam erst mal nicht damit klar, dass die Welt sich normal weiterdreht und alle anderen Menschen dieselben Dingen tun und über dieselben Dinge reden wie früher, während sich für uns alles geändert hat. Und dann habe ich die Entscheidung getroffen, da nicht mitzumachen. Das Leben ist zu kurz, um es zu vergeuden. Alles, was Samuel tat, und sein ständiges Auf und Ab hat tiefe Spuren in mir hinterlassen. Mir ist manchmal gar nicht bewusst, wie bedeutungsvoll scheinbare Kleinigkeiten sein können.

Samuel hat in 54 Tagen etwas geschafft, was vielen ein Leben lang nicht gelingt. Er hat seinen Auftrag ausgeführt. Er hat Menschen berührt und ermutigt. Er hinterlässt ein unbezahlbares Erbe hier auf Erden, indem er unseren Blick auf den Himmel gelenkt hat. Er hat ein großes Stück meines Herzens dorthin mitgenommen und jetzt freue ich mich noch mehr darauf.

Für jedes unserer Kinder habe ich eine Strophe zum Lied „Ja, Gott hat alle Kinder lieb“ geschrieben. Samuels Strophe lautet so:

„Ich bin der kleine Samuel und sitz‘ auf Gottes Schoß.

Mir geht‘s jetzt gut, ich bin Zuhaus‘ und warte hier auf euch.“

Lass dich lieben, lautete sein Auftrag. Samuel zu lieben, bedeutet für uns, ihn loszulassen und uns für ihn zu freuen, dass er jetzt am schönsten Ort sein kann – gesund und glücklich. Wie sehr er uns fehlt, wird uns jeden Tag mehr bewusst, doch bald sehen wir ihn wieder.

Von Papa

An dieser Stelle wäre es angebracht, einen Lebenslauf von Samuel vorzutragen. „Doch was gibt es über 54 Tage schon zu erzählen?“, könnte man fragen. Sicher, er hat keinen Schulabschluss gemacht und auch die anderen typischen Lebensereignisse verpasst. Aber wir haben mi ihm auch in dieser kurzen Zeit intensive Phasen erlebt, die geprägt waren von kleinen oder großen Fortschritten, Rückschlägen, Hoffnung und Angst. Einige dieser Erlebnisse, die uns im Gedächtnis bleiben werden, würde ich gerne mit euch teilen:

Vor ungefähr drei Monaten, haben wir uns noch auf einen schönen, entspannten Sommer gefreut. Ich hatte gerade die schwerste Prüfung meines Examens hinter mir und die stressige Zeit schien vorbei. Aber Gott hatte andere Pläne: Es kam die Diagnose, dass Samuel einen schweren Herzfehler und eine Balkenagenesie hat. Außerdem bestand der Verdacht auf einen Gendefekt.

Das Wunder von Samuels Leben begann dann mit der Geburt. Gerade in der Zeit, als es für ihn im Mutterleib kritisch wurde, war Regina zur Beobachtung im Krankenhaus. Er konnte rechtzeitig geholt werden und überstand die Geburt gut. Nach wenigen Tagen konnten wir anfangen mit ihm zu kuscheln. Es war kompliziert mit den ganzen Kabeln und Schläuchen, aber daran würden wir uns gewöhnen.

Nach einer Woche kam die erste Infektion. Samuel hatte gerade angefangen ohne Maske zu atmen als dieser Rückschlag kam. Es folgte eine spontane Behandlung mit Hilfe eines Herzkatheters. Für uns bedeutete es bereits das zweite Mal: Banges Warten und Sorgen um das Leben unseres Sohnes. Er hat die Infektion überstanden und begann anschließend sogar richtig an Gewicht zuzulegen.

Nach 10 Tagen kam die Diagnose: Trisomie 18. Unheilbar und eine sehr geringe Lebenserwartung. Für uns war das natürlich ein weiterer Schock, aber auch die Herausforderung, jeden Tag mit ihm als Geschenk zu sehen und zu genießen. Nach dem Gespräch mit den Ärzten, die uns nicht viel Hoffnung machen konnten, sagte ich zu Regina: „Die haben keine Ahnung, wie viel für ihn gebetet wird.“

Schon in der dritten Woche zählte Samuel zu den stabilsten auf der Station und konnte in die Intensivstation der Kinderklinik verlegt werden. Unsere Großen konnten ihn besuchen und streicheln. Auch die Großeltern konnten ihren kleinsten Enkel bestaunen. Ich erwähne auch sehr gerne, dass wir riesige Unterstützung bekommen haben. Zum Beispiel wurde wochenlang für uns gekocht und gebügelt. Dafür sind wir sehr dankbar!

Samuel machte immer wieder kleine Fortschritte, die unscheinbar klingen, die uns und ihm aber viel bedeuteten: Jedes kleine Gramm, das er zunahm. Regina hat es nach ein paar Wochen so formuliert: Inzwischen passt ihm seine Haut. Am Anfang schien sie ihm noch zu groß. Er ist innerhalb von sieben Wochen von 1100g auf 2200g gekommen…für ein Baby mit seiner Krankheit eine wahre Meisterleistung.

Das erste Mal eine freie Hand ohne Zugang. So konnte er an ihr nuckeln und wir konnten sie besser halten. Einige Minuten ohne eine Maske, in denen wir ihn küssen und seine Nase streicheln konnten. Er hat sie auch offensichtlich genossen!

Immer weniger Kabel und ein neues Bettchen, sodass wir ihn alleine nehmen und versorgen konnten. Am Anfang traute ich mich kaum, ihn zu wickeln. Nicht weil ich ein Vater bin, der sich vor sowas drückt, sondern weil ich Angst hatte, ihm wehzutun. Er war völlig verkabelt und schien so zerbrrechlich. Samuel machte erste Trinkversuche, die teilweise sogar recht erfolgreich waren (sie liefen nicht immer so, wie in dem Video). Und natürlich der Spaziergang, den wir als ganze Familie machen konnten. Es war ein schönes Gefühl, ohne Aufpasser mit ihm unterwegs zu sein. Naja, so ganz stimmt das nicht. Er hatte seinen Monitor dabei, der auf ihn aufgepasst hat, aber immerhin waren wir unter uns. Dank der Unterstützung der Krankenschwestern konnten wir die ganze Zeit über sehr viel mit ihm kuscheln. Es war so schön zu beobachten, dass seine Werte in dieser Zeit meistens sehr gut waren. Die Monitore haben uns bestätigt, dass sich unser Junge über uns freut.

In der letzten Woche liefen die Vorbereitungen an, damit er zu uns nach Hause kommen kann. Er schien so stabil, dass auch die Op an der Leiste nur wie eine kleine Hürde schien. Leider infizierte er sich dabei jedoch wieder und diese Infektion sollte er nicht mehr überleben.

Was war passiert? Hat Gott die Gebete vor dieser Op nicht erhört? Gott ist souverän und hat manchmal andere Pläne als wir. Er gibt das Leben und er nimmt es. Wir wissen nicht warum…wir können nichts daran ändern. Aber wir dürfen wissen, dass er uns liebt und dass alles zu unserem Besten dient. Natürlich sind wir sehr traurig und vermissen unseren Samuel. Aber auf Dauer werden die Dankbarkeit für die Zeit mit ihm und das Vertrauen in Gottes Pläne überwiegen.

Termin

Wir wollen am Mittwoch „Auf Wiedersehen!“ sagen.

Um 10 Uhr beginnen wir in der Evangelischen Freikirche Bornheim (Rosental 1, 53332 Bornheim) und fahren anschließend gemeinsam zum Friedhof in Brenig.

Wir wollen Samuels Leben feiern, darum werden wir als Familie grün tragen. Grün ist Samuels Farbe. Es gibt also keine Kleiderordnung. Jeder ist eingeladen, sich gemeinsam mit uns von unserem Söhnchen zu verabschieden.